Mein Abschied von Billy

Kolumne

Haben Sie sich auch schon über Billy aufgeregt? Ich schon.

Für die wenigen unter Ihnen, denen der Name Billy kein Begriff ist: Es handelt sich dabei nicht um einen notorischen Rechtsfahrer, auch nicht über eine neue Krankenkasse, welche man Ihnen abends am Telefon verkaufen will, wenn Sie gerade kochen oder Ihre Kinder ins Bett bringen. Billy ist ein Regal und wahrscheinlich das meistverkaufte Produkt eines bekannten schwedischen Einrichtungshauses. Zu Beginn ist Billy ein guter Freund, günstig, wenn nicht billig im Einkauf – vielleicht kommt daher der Name – und einfach in der Montage. Weil er so oft hergestellt wird, sind auch die Bohrlöcher an der richtigen Stelle angebracht. Eine Fahrt zurück ins Einrichtungshaus zwecks Austauschs derjenigen Teile, welche nicht richtig vorgebohrt waren, erübrigt sich deshalb. Die Tücken von Billy – ich habe meinen noch als Studentin erstanden – zeigten sich in meinem Fall erst dann, als er das erste Mal seinen Standort wechseln sollte. Da hat sich der gute Kerl doch als recht einfacher und klappriger Geselle entpuppt. Bohrlöcher rissen aus, Rückwände fielen in sich zusammen, kurzum, statt einem Regal besass ich noch etwas Sperrmüll, den ich nun entsorgen musste.

Preise richtig vergleichen

Was ich Ihnen damit sagen will? Sie ahnen es schon: Qualität hat meistens ihren Preis. Das gilt für Früchte und Gemüse genauso wie für Lampen oder Möbel. Wenn Sie am Anfang sparen, wird es in der Regel später teurer. Ein Schreiner hat mir kürzlich erzählt, dass er für einen Kunden während mehreren Stunden ein Discountmöbel zusammenbauen musste, weil die Anleitung schlecht war und die Teile nicht richtig passten. Da hätte sich wahrscheinlich bereits zu Beginn der Gang ins Fachgeschäft gelohnt.

Besser ist für alle besser

Es gibt aber noch andere Gründe, welche für Qualitätsware sprechen. Haben Sie sich schon einmal überlegt, was für Abfallberge wir durch das schnelle, unüberlegte Einkaufen von billiger Ware produzieren? Das T-Shirt aus Schweden (pardon, Bangladesch) ist in der nächsten Saison schnell entsorgt. Hingegen wende ich für meinen etwas teureren Pulli mehr Pflege auf, er ist mir irgendwie auch mehr wert, im wahrsten Sinne des Wortes. Seien Sie ruhig preisbewusst. Vergleichen Sie mehrere Anbieter und seien Sie kritisch mit dem was Ihnen angeboten wird. Aber schenken Sie doch wieder einmal einem Fachgeschäft Ihr Vertrauen. Damit machen wir von der Wegwerfgesellschaft vielleicht wieder einen Schritt zurück zur Reparaturgesellschaft.

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich