Im Januar, im Januar...

Kolumne

Seien wir ehrlich: Über die Weihnachtstage schlagen wir gerne etwas über die Stränge – es wird geschmaust und die Liebsten dürfen sich an grosszügigen Gaben freuen.

«Alle Jahre wieder» heisst’s dann auch bei den Vorsätzen fürs neue Jahr: Mehr Fitness soll’s sein, und wegen des Januarlochs wird der Gürtel enger geschnallt, um das Budget wieder in Balance zu bringen.

Nicht bei der Stadt Zürich

Die Stadt hingegen rüstet auf: Nächstes Jahr will die Stadtverwaltung 520 Vollzeitstellen neu schaffen. Die vielen neuen Zürcherinnen und Zürcher seien der Grund. Aha! In den letzten zehn Jahren betrug der Wanderungssaldo (Zu- minus Wegzüge) im Durchschnitt plus 3200 Menschen pro Jahr. Das nenn ich mal Willkommenskultur: ein persönlicher Verwaltungsangestellter für sechs neu in Zürich Ansässige – macht knapp ein Arbeitstag pro Woche im Dienst für jede und jeden einzelnen von ihnen. Generös!

Ich gehe davon aus, dass nicht alles Lehrpersonen sind, die bei steigenden Schülerzahlen für angemessene Klassengrössen sorgen, oder Pflegepersonen für Spitäler und zur Betreuung in Alters- und Pflegeheimen – also dort zum Einsatz kommen, wo sich die Bevölkerungszunahme direkt auswirkt. In den letzten Jahren hat gerade das Finanzdepartement kräftig zugelegt und boomt munter weiter. Als Begründung werden unter anderem die verstärkten Anstrengungen in der Digitalisierung gehandelt. Zur Erinnerung: Was früher am Schalter abgehandelt wurde, erledigen heute viele, und immer mehr, online und für sich alleine. Digitalisierung soll den Aufwand der Verwaltung reduzieren, nicht erhöhen.

Säuhäfeli Säudeckeli

Während Private und Unternehmen sich nach der Decke strecken müssen, erhöht die Stadt ihre Ausgaben für viele Jahre – die neuen, hochqualifizierten Angestellten sollen ja wohl kaum gleich wieder entlassen werden. Damit Steuereinnahmen dafür weiter fliessen, hält gleichzeitig Rot-Grün den Steuerfuss hoch. Zahlen müssen die anderen. Effizienz, Vermeidung von Doppelspurigkeiten, Bürokratieabbau? Im Januar, im Januar… isch alles stiif und starr…

Nicole Barandun-Gross

Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich