Aus und vorbei

Kolumne

Jetzt, mit den „vermachten“ Schaufenstern und Eingängen ist das Offensichtliche auch für Passanten Realität: Manor hat seine Pforten an der Bahnhofstrasse für immer geschlossen.

Nicht von heute auf morgen. Vorausgegangen ist diesem Schlussakt ein emotionaler Ausverkauf. Und davor stand ein Streit zwischen der Vermieterin und Manor über die marktübliche Miete. Marktüblich für ein Warenhaus oder marktüblich für die Bahnhofstrasse? Beides geht wohl nicht zusammen. Sicher hätte Manor nach dem Auslaufen des langjährigen Vertrages etwas mehr bezahlen können und Swiss Life etwas weniger verlangen. Man konnte sich nicht einigen und nun ist nach EPA und ABM mit Manor eines der letzten Warenhäuser aus der Innenstadt verschwunden.

Angebotsvielfalt und bezahlbare Wohnungen

Alle rufen nach Angebotsvielfalt und alle reden von günstigem Wohnraum für die wachsende Bevölkerung. Immer mehr Leute benötigen aber auch eine gute Versorgung. Dafür ist der Detailhandel auf gute Lagen angewiesen, nur so vermag er dem schier unendlichen Angebot des Onlinehandels Paroli zu bieten. Gute Lage heisst, dort wo die Konsumentinnen und Konsumenten sind. Das ist kunden- und umweltfreundlich. Besser als das individuelle Herankarren der täglichen Onlinekäufe via Lieferwagen. Nicht nur an der Bahnhofstrasse, auch im Quartier.

Faire Rahmenbedingungen für Detailhandel und Gewerbe

Genossenschaften bieten mit Kostenmieten bezahlbare Wohnungen an. Für Geschäftsräume im Erdgeschoss verlangen sie aber Marktmieten. Damit und mit den nach Fläche aufgeteilten Nebenkosten finanzieren sie sich quer. Eine lebendige Stadt braucht auch ein Gewerbe und einen Detailhandel, die florieren und rentieren und so die gewünschte Angebotsvielfalt sicherstellen. Einheitsbrei mit den beiden grossen Detaillisten in den Quartieren, Einheitsbrei nun auch in der Innenstadt, wo sich nach dem Manor auch der Globus, wie wir ihn kennen, verabschiedet hat. Faire Rahmenbedingungen für Detailhandel und Gewerbe sorgen dafür, dass es nicht noch mehr „tötelet“, wo wir leben.

Nicole Barandun-Gross

Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich