Arbeitsfrieden dank Sozialpartnerschaften

Kolumne

Das Wetter kommt nach dem Böögg. Kein Wunder schweifen die Gedanken in die Ferne.

Der richtige Moment, um eine Reise zu planen. In Europa reist die Kluge im Zuge, auch dem Klima zuliebe. Nur, gefühlt jedes zweite Mal bleibt man bei unseren Nachbarn irgendwo auf der Strecke – wortwörtlich. Irgendwer streikt immer.

Wie am Schnürchen

Nicht bei uns. Da funktioniert der Zugverkehr, der öV generell wie am Schnürchen, pünktlich und zuverlässig. Wenn im Ausland von Klassenkampf die Rede ist, herrscht bei uns Ruhe. Warum ist das so? In der Schweiz existieren in vielen Branchen Sozialpartnerschaften. Das heisst, Arbeitgeberorganisationen und Gewerkschaften regeln die Arbeitsbedingungen verbindlich in Gesamtarbeitsverträgen (GAV) für die Mitglieder der angeschlossenen Verbände. Aber nicht nur. Der Bund kann in Branchen, wo Arbeitnehmende am kürzeren Hebel sind, GAVs auch allgemeinverbindlich erklären und flächendeckend, unabhängig von einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft, bessere Arbeitsbedingungen als im Gesetz vorgesehen für alle schaffen. Auch für die Unia sind GAVs wichtig, weil sie für sichere und faire Arbeitsbedingungen sorgen.

Bewährtes Modell

Am Versammlungstisch werden neben Löhnen auch Lohnfortzahlung, Pensionierungsmodelle, Mutter- und Vaterschaftsurlaube, Ferien- und Feiertage, Kündigungsfristen, Höchstarbeitszeiten usw. verhandelt. Oft ist es ein zähes Ringen, wie seit Jahren bei den Assistenzärzten, welche kürzlich den GAV mit den kantonalen Kliniken vor allem wegen der wöchentlichen Sollarbeitszeit von 50 Stunden auf Ende Jahr gekündigt haben. Doch ist es das erklärte Ziel einer Sozialpartnerschaft, durch Kompromisse einen für beide Seiten gangbaren Weg zu finden. Dies in der Überzeugung, dass der gemeinsame Weg der beste ist. Ein Modell, das man sich auch für die Politik wieder wünschen würde: das Erarbeiten mehrheitsfähiger Vorstösse über die Parteigrenzen hinweg.

Sicher: Verhandeln und argumentieren ist anstrengend, manchmal auch lärmig. Das Resultat vermag aber zu überzeugen, und bietet Sicherheit. Eine Bahnreise in der Schweiz? Jederzeit!

Nicole Barandun-Gross

Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich