Gewerbeparkkarte: Info-Anlass mit dem Gemeinderat

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Der GVZ führte im Zusammenhang mit der anstehenden Überarbeitung der Parkkartenvorschriften am 20. November 2019 im Zunfthaus zur Saffran einen Informationsanlass für den Gemeinderat der Stadt Zürich durch.

Neben Stadträtin Karin Rykart, Vorsteherin Sicherheitsdepartement, folgten 49 Personen der Einladung, vertreten waren SP, Grüne, GLP, FDP und SVP. GVZ-Präsidentin Nicole Barandun konnte neben Esther Arnet, Direktorin Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich, Martin Guggi, DAV, und Leonhard Sitter, Geschäftsführer Gewerbeverband KMU Stadt Bern, auch drei GVZ-Mitglieder als Referenten begrüssen, welche ihre Erfahrungen mit der Gewerbeparkkarte und der unbefriedigenden Parkplatzsituation während der Berufsausübung aus ihrer Sicht erläuterten.

Die Veranstaltung wurde bewusst an einem Mittwoch über Mittag durchgeführt, um den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten vor ihrer wöchentlichen Sitzung im Rathaus vis-à-vis Informationen aus erster Hand zu präsentieren. Vorgängig hatte der GVZ unter seinen Mitgliedern eine Online-Umfrage zum Thema lanciert. Mit überwältigendem Echo: 337 Mitglieder haben daran teilgenommen. Die Ergebnisse wurden nicht nur für die Info-Veranstaltung aufbereitet, sondern bilden selbstverständlich die Basis für die weitere politische Arbeit des GVZ zum Thema.

Wirtschaftsverkehr

Nach der kurzen Begrüssung durch Nicole Barandun, Präsidentin GVZ, versicherte Esther Arnet, Direktorin DAV, dass die Anliegen der Stadtzürcher Gewerbetreibenden ernst genommen würden und immer auf faire Lösungen hingearbeitet werde. Auch für die gute Zusammenarbeit mit dem GVZ, vor allem mit der Geschäftsführerin Ursula Woodtli, fand sie anerkennende Worte. Die aktuelle Parkkarten-Situation in der Stadt Zürich erläuterte anschliessend Martin Guggi, DAV. Interessant war der direkte Vergleich mit der Situation in Bern, die Leonhard Sitter, Geschäftsführer Gewerbeverband KMU Stadt Bern, ausführte. Auffällig waren die unterschiedlich hohen Gebühren, die erhoben werden: In Bern kostet eine Gewerbeparkkarte für alle Zonen, welche auch auf gelb markierten Güterumschlagplätzen das Parkieren gestattet, CHF 264 pro Jahr. Für Unternehmen mit Sitz in Bern! Auswärtige bezahlen CHF 660. In Zürich kostet die Gewerbeparkkarte nur für die Blaue Zone CHF 360 pro Jahr. Egal, ob in der Stadt Zürich Steuern bezahlt werden oder auswärts. Diesen Umstand kritisierte der GVZ bereits, blitzte jedoch ab mit der Begründung, dass eine Bevorzugung des eigenen Gewerbes mit günstigeren Konditionen gegen das Gleichbehandlungsprinzip verstosse. Offenbar nicht überall… Wir bleiben dran!

Parkplatzsuche und Anlieferung – ein Spiessrutenlauf

Drei Gewerbetreibende aus unterschiedlichen Branchen schilderten im Anschluss ihre Erfahrungen mit der in Zürich sehr unbefriedigenden Parkplatzsituation. Andreas Knecht, Inhaber Züri Elektro AG, beschäftigt 40 Mitarbeitende und verfügt über eine Fahrzeugflotte für sein Montageteam, die es erlaubt, je nach Transport und/oder Werkzeug- und Materialbedarf vor Ort das passende Fahrzeug einzusetzen. Wo immer möglich, z.B. bei Einsätzen ohne Material auf Mann/Frau, würden seine Leute von zuhause aus den öV nutzen. Die Parkplatzsuche trotz Parkkarte in der Blauen Zone, die Suche in der Weissen Zone, die Kosten für die teure Parkbewilligung in der Weissen Zone und die Frage, wie diese Mehrkosten abgewälzt werden können, sind aktuelle Problemstellungen. Aus der Sicht der Baubranche erzählte Hanspeter Egli, Inhaber Meier-Ehrensperger AG, von seinen einschlägigen Erfahrungen. Er wünscht sich eine Gewerbeparkkarte, die es erlaubt, auf Kleinstbaustellen ab- und einzuladen, was in der Regel 30 Minuten nicht überschreite, und die Ausdehnung der Parkkarte auf die Weissen Zonen mit einer Mindestparkzeit von fünf Stunden. Eine App, mit der er seinen Lieferwagen registrieren könne, die diesen lokalisiere und die ihm ab Aktivierung die Parkdauer angebe, sei wohl noch Zukunftsmusik. Über die Problematik bei der Zufahrt und Anlieferung berichtete Roger Plüss, Inhaber Bäckerei Plüss. Für die tägliche Anlieferung in der Sperrzone zwischen 02.00 und 06.00 Uhr brauche er jedes Mal, auch an Wochenenden und Feiertagen, eine Tagesbewilligung für CHF 10, sonst gibt’s keine frischen Weggli, ein Blankobezug analog der Tagesbewilligung Blaue Zone sei nicht möglich. Das heisst für ihn: komplexes Bewilligungsverfahren, hoher bürokratischer Aufwand, Planung für das wiederholte Einholen der Tagesbewilligungen, was spontane Lieferungen verunmögliche, und hohe Kosten. Er braucht dringend eine unbeschränkte Dauerbewilligung in die Nachtfahrverbotszonen bei Lieferungen von Frischprodukten und vereinfachte Bewilligungsverfahren über App sowohl für Handwerksbetriebe wie auch für den Warenumschlag.

Erste Lösungsansätze

Zusammenfassend konnte Nicole Barandun festhalten, dass nun wohl allen klar geworden sei, dass kein Gewerbler in Zürich zum Plausch mit seinem Fahrzeug irgendwohin fährt. Wichtig sei zu erkennen, dass es verschiedene Fahrzeugtypen wie Lieferwagen, Servicewagen und Kombiwagen mit unterschiedlicher Ausrüstung gebe, die je nach Auftrag zum Einsatz kämen und für die gleichermassen ohne «Schikaneprüfung» eine Gewerbeparkkarte ausgestellt werden solle. Der heutige Unternehmer sei sich der Mobilitätsproblematik bewusst und nutze die bestmögliche Variante für den konkreten Auftrag. Stossend sei, dass trotz Lösen der Gewerbeparkkarte vor Ort oft kein Blauer Parkplatz frei sei. In der Innenstadt fehlen diese ganz. Eine Ausdehnung der Parkkarte auf die Weissen Zonen sei darum zwingend. Auch Aussenquartiere lebten nicht von Blauen Parkplätzen allein, es brauche auch die weissen, um die Frequenz zu erhöhen. Die Digitalisierung müsse mittels App auch in diesem Bereich Vereinfachungen und beim Bezug einen Bürokratieabbau bringen. Wegen deren Höhe können Servicewagen nicht einfach in den Untergrund versenkt werden, da die Einfahrten in Parkgaragen nicht passiert werden könnten.

Austausch beim Flying Lunch

Die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte nahmen die Gelegenheit wahr, beim Stehlunch von den anwesenden Gewerbevertreterinnen und -vertretern Erfahrungsberichte aus erster Hand zu erhalten. Es ist zu hoffen, dass diese vertieften Einblicke in den Alltag von Gewerbetreibenden das Verständnis für deren Probleme und den Wirtschaftsverkehr fördern. Denn damit sie ihren Auftrag für die Bevölkerung und zu deren Zufriedenheit weiterhin wahrnehmen können, sind die Stadtzürcher Unternehmerinnen und Unternehmer auf die Unterstützung, Akzeptanz und Wertschätzung von Verwaltung und Politik angewiesen. In diesem Sinne sucht der GVZ die Zusammenarbeit mit der Stadt und wirkt an geeigneter Stelle auf praktikable Lösungen hin. Wir bleiben dran! (lf)

19.12.2019 Zürcher Parkkarten für das Gewerbe PDF (184.1 kB)
19.12.2019 Parkkarten-System der Stadt Bern PDF (1.5 MB)
19.12.2019 Aus dem Alltag eines KMU'lers PDF (293.7 kB)
19.12.2019 Aus Sicht der Baubranche PDF (769.7 kB)
19.12.2019 Über die Problematik bei der Zufahrt und Anlieferung PDF (1.1 MB)
19.12.2019 Lösungsansätze PDF (118.0 kB)