GVZ am Stakeholder-Workshop 2000-Watt-Gesellschaft

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Zusammen mit rund 60 Teilnehmenden aus Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Organisationen und nur sehr wenigen Wirtschaftsvertretenden nahm am 7. Mai 2019 der Gewerbeverband der Stadt Zürich GVZ am halbtägigen Workshop zur 2000-Watt-Gesellschaft teil. Eingeladen hatte das Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich.

Seit zehn Jahren ist die 2000-Watt-Gesellschaft in der Gemeindeordnung festgeschrieben. Eingeleitete Massnahmen haben zwar eine Verbesserung der Primärenergie- und Treibhausgasbilanz gebracht, von der Erreichung der Ziele für 2030 sind wir aber noch (viel zu) weit entfernt. Weitere Anstrengungen auf allen Ebenen sind dringend notwendig. In vier Gruppen wurden je drei der folgenden Diskussionsthemen vertieft diskutiert und Lösungsansätze gesucht: Veloverkehr, Heizungsersatz/Gebäudesanierung, Digitalisierung, Verdichtung, Flugverkehr, Suffizienz: weniger ist mehr. Die am Vortag erfolgte Ämterverteilung im Regierungsrat mit dem ersten grünen Baudirektor hat die Diskussion merklich beflügelt. Ein «Klimahaus», ähnlich der Roten Fabrik für Kulturbelange, wurde angeregt. Ein solches könnte als Treffpunkt, Veranstaltungsort und zur Informationsvermittlung dienen.

Da bei einer Bevölkerungsbefragung der Wunsch nach mehr Tipps und Tricks für das individuelle Verhalten zur Erreichung der Energieziele laut wurde, wird der Kommunikation und Information zum ganzen Themenbereich grosse Bedeutung beigemessen. Kontrovers wurde diskutiert, wie generell ein Umdenken und ökologisches Handeln erreicht werden können: durch Überzeugungsarbeit und Anreize oder mittels Gesetzgebung aka Verboten? In diesem Zusammenhang wurde die Vorbildfunktion der Stadtverwaltung hervorgehoben. Vielversprechend klang die Ausweitung von Sharing- und Recycling-Ideen auf weitere Lebensbereiche. Gerade bei der Stadtverwaltung gestalte es sich beispielsweise aber als schwierig, ausgemustertes (und abgeschriebenes!) Material günstig oder gar gratis zur anderweitigen Verwendung einfach weiterzugeben. Ebenso sei es bei städtischen Submissionen nicht immer möglich, lokales Gewerbe zu berücksichtigen. Anwesende Politiker orteten erfreulicherweise bei beiden Punkten Handlungsmöglichkeiten im Rahmen ihrer Mandate. Propagiert wurden auch die generelle Einführung einer CO2-Steuer und von vegetarischen Wochen sowie dass jede zu treffende Entscheidung auf ihre Auswirkungen auf das Klima überprüft werden müsse. Community-Building und das Formulieren von Zwischenzielen sollen die konkrete Umsetzung erleichtern.

Was den Veloverkehr betrifft, äusserte sich der GVZ in der Gruppendiskussion positiv zur weiteren Entflechtung. Das gegenseitige Ausspielen von MIV und Velo werde aber nicht akzeptiert. Und einmal mehr: Nahe Produktion und lokales Gewerbe bedeuten auch kurze Wege. Bezüglich Heizungsersatz/Gebäudesanierung setzt der GVZ beim Einsatz erneuerbarer Energien auf Anreizsysteme, auf Bürokratieabbau und die Streichung unnötiger Auflagen. Trotz guter Absicht scheitern entsprechende Projekte oft genug an genau diesen Hürden.

Für Feedback und im Sinne einer Erfolgskontrolle – welche Anregungen aus dem bunten Strauss an Vorschlägen wurden weiterverfolgt – und einer erneuten Standortbestimmung soll die Veranstaltung in ähnlicher Form in einem Jahr erneut durchgeführt werden. (LF)