Hello Station-Street!

Kolumne

Hello Station-Street und Adieu Bahnhofstrasse! Die Zürcher Einkaufsmeile verliert seit der Jahrtausendwende immer mehr von dem, was uns lieb und teuer ist.

Gerade weil sie so teuer ist! Schon im Februar 2011 vermeldete die NZZ, dass Geschäftsmietende bis zu 10’256 Franken pro Quadratmeter zahlen müssen (nzz.ch/aktuell/zuerich/uebersicht/soteuer-wie-noch-nie). Für einen Minikiosk von 10 Quadratmetern wären das 102'000 Franken pro Jahr und so versteht man, warum es an der Bahnhofstrasse keinen Kiosk mehr gibt. Sie ist in punkto Mieten die teuerste Einkaufsmeile in Europa, um 25% teurer als in Bern oder Basel und um 50% teurer als in München. Seit dem Jahr 2000 sind die Preise an der Bahnhofstrasse kontinuierlich gestiegen und haben sich mehr als verdoppelt.

Rolex statt Brötli

Die alten Fachgeschäfte wie Ditting oder Handar sind schon länger verschwunden, jetzt sind die Grösseren dran, wie zum Beispiel Manor. An ihre Stelle treten entweder Kleiderketten oder sogenannte «Flagship Stores», sprich Vorzeigeläden. Diese sind meistens wenig rentabel und dienen vor allem der Werbung. Pessimisten sagen, dass die Bahnhofstrasse zur Werbemeile verkommt und bald nur noch Hochpreisiges wie Uhren oder Billiges und Beliebiges wie Kleider von H&M und Zara an der Bahnhofstrasse überleben werden.

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Für die Bahnhofstrasse können wir Zürcher/innen nichts mehr tun, das Geld nimmt seinen Lauf. Aber in jedem Quartier lauert eine kleine Bahnhofstrasse. Zwar sind die Mieten viel günstiger. Die Hälfte aller Verkaufsflächen in der Stadt Zürich kosten weniger als 380 Franken pro Quadratmeter, ein durchschnittlicher Laden mit 100 Quadratmetern also 38'000 Franken pro Jahr. Um diese Miete aufzubringen, muss man aber immer noch ziemlich viele Anzüge chemisch reinigen, Brillen anpassen, Bratwürste oder Betten verkaufen. Lebensmittelläden haben neben den Migros und Coop kein Überleben, ausser sie besetzen Nischen. Jedem Brillenladen droht der Internetoptiker, jeder Buchhandlung Amazon.

Doch nicht alle Mittelständler lassen sich unterkriegen. Es entstehen neue Kombinationen wie Bücher und Bilder, Möbelrestaurationen und Imbiss, Werkstatt und Lokalvermietung. Wenn Sie wollen, dass Ihr Quartier durchmischt und lebendig bleibt, dann unterstützen Sie die Unternehmen in Ihrem Quartier, die Ihre Unterstützung verdienen. Auch wenn es ein paar Franken mehr kostet als ein Angebot ab der Stange. Das Gewerbe dankt!

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich