Alles neu macht der Mai in Zürich!

Kolumne

Wir Zürcherinnen und Zürcher investieren viel Geld in die Schönheit unserer Stadt. Wir schmeissen unsere Abfälle nicht einfach weg – wir entsorgen sie im polierten EdelstahlContainer, genannt Abfall-Hai, prämiert mit dem Designer-Award Red Dot (an dieser Stelle ein Hoch auf das Familienunternehmen ANTASWISSAG in Rümlang!).

Bei unseren Strassencafés dürfen die Wirte nicht irgendeinen lumpigen Plastikstuhl auf das Boulevard stellen. Nein, nein. Hier hilft eine umfangreiche Wegleitung mit städtischen Richtlinien, damit sich niemand geschmacklich verirre. Alles ist ästhetisch geregelt, sogar Sachen, die wir gar nicht sehen (zum Beispiel Dachflächenfenster). Sachkundige Gäste staunen, wie konsequent unsere Stadt durchgestylt ist.

Schlachtfeld Europa-Allee

Wer ein paar Schritte in die neue Europa-Allee wagt, staunt auch. Zerschlagene Fensterscheiben, Bretter am Boden, nichts Anmächeliges. Wir fragen bei einem Detailhändler nach und erfahren, dass dies die Schäden von der Dezember-Randale seien. Es lohne sich nicht etwas zu reparieren, denn bald nahe der 1. Mai. Zweimal möchten weder die Versicherungen noch die KMUs den Schaden berappen.--- Man hat sich also eingerichtet. Zürich ist quasi offiziell um einen Anlass reicher. Pünktlich nach dem Sechseläuten kommen linke Chaoten von weit her gelaufen, um den Frühling einzuläuten. Hier ist gut Feste feiern, das spricht sich rum.

Polizei an der kurzen Leine

Das Risiko, erwischt und zur Verantwortung gezogen zu werden, ist leider gering. Stadtrat Daniel Leupi hat 2013 ein Überwachungskonzept vorgelegt. Bis 2016 wären an neuralgischen Stellen 19 Videokameras geplant gewesen. Der jetzige Polizeivorsteher Richard Wolff hat nun aus datenschutzrechtlichen Gründen dieses Projekt beerdigt – entgegen den Empfehlungen seiner eigenen internen Fachleute. Der Gemeinderat wertete ebenfalls den Datenschutz höher ein als der Schutz von Eigentum und Leib und Leben.

Es ist paradox: Man traut unserer Polizei zu, mit der Waffe umzugehen, nicht jedoch mit Personendaten auf einem Video. Die zahlenmässig unterlegene Polizei muss Verletzte in Kauf nehmen. Die hohen Versicherungsprämien müssen kleine und mittlere Betriebe berappen. Und die Täter profitieren vom Datenschutz und machen jedes Jahr Millionenschäden. Eine sehr verkehrte Welt. Wir hoffen, dass die dem Gewerbe gut gesinnte Polizei dieses Jahr ihren Auftrag erfüllen kann und von der politischen Führung nicht behindert wird.

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich