Lieber Kredite statt ein Sparschwein

Kolumne

Der amerikanische Ökonom Milton Friedman sagte einmal: "Vor Schulden (auch Staatsschulden) kann man nur eine Zeit lang davonlaufen – eingeholt wird man schliesslich doch."

Diese Binsenwahrheit gehörte früher zum Volkswissen. Kinder lernten das Sparen von den Eltern, ja sogar in der Sonntagsschule. Keiner war zu klein, um die Sparbüchse sorgsam zu füttern. Doch fast unbemerkt verlernten die Leute in den letzten Jahren das Sparen und es wurde modern, mit grossen Autos rumzufahren, die einem nicht gehörten, in die Ferien zu reisen mit einem Kleinkredit, und viele vermögen nicht einmal mehr ihre Handy-Rechnung pünktlich zu bezahlen.

Auch der Staat lebt auf Pump

Heute ist Sparen eine Kunst, die nur wenige beherrschen. Schade, denn ein Leben ohne Schulden ist ein besseres Leben. Auch die Regierung und die Politiker sind nicht imstande, mit Geld umzugehen, und leben auf Pump. Sie geben Geld aus, das nicht in der Kasse ist, und so entstehen Defizite. Um die Löcher samt Zinsen zu stopfen wird aber nicht etwa gespart, sondern nach neuen Steuereinnahmen geschielt. Das ist beim Volk sehr unbeliebt. Deshalb erhöht man still und leise die Gebühren, denn das kann man verwaltungsintern ohne Volksabstimmung beschliessen. Ein weiterer Vorteil: Die meisten Gebühren werden von den Arbeitgebern und von den Vermietern bezahlt und so fällt das dem Einzelnen gar nicht auf. Schon seit Jahrtausenden ist man bei der Erfindung neuer Gebühren recht kreativ. Vor 2000 Jahren erfand der römische Kaiser Vespasian die «Bisi-Gebühr» – noch heute heissen die Pissoirs in Paris «vespasiennes».

Teure Züriluft

In Zürich hat man dafür die «Luftsäule» entdeckt. Die ist noch viel rentabler. Die Luftgebühr in Höhe von mehreren Tausend Franken fällt an, wenn irgendetwas von der Fassade herausragt, zum Beispiel ein Sonnenstoren von einem Restaurant, oder auch nur ein Firmenschild. Das ist gerade für kleine Betriebe sehr belastend. Neu sollen die KMUs auch Fernsehgebühren zahlen. Sie sehen aber nicht fern, auch nicht ihre Mitarbeiter, denn diese arbeiten tagsüber. Weiter sollen ab zwei Millionen Franken (betroffen sind also auch kleine KMU) Erbschaftssteuern anfallen, was die Nachfolge erschwert und wenn möglich noch Arbeitsplätze gefährdet. Es ist höchste Zeit, dass wir – und auch der Staat – die alte Tugend des Sparens neu lernen. Denn wer schnell und viel ausgibt, bleibt immer arm, egal wie viel er bekommt.

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich