(K)ein Herz für Autofahrer?!

Kolumne

Autofahren in der Stadt Zürich ist eine ziemlich grosse Herausforderung. Die meisten wünschen das jedoch so und der Stadtrat vollzieht freudvoll.

Wenn ich innerstädtisch mehr als 50 Meter am Stück fahre, bin ich schon fast im Geschwindigkeitsrausch. Aber oft steht man vor leeren Kreuzungen, alle mit rund 30 Ampeln (Stadtlieferant müsste man sein) und Blitzkästen garniert, die zuverlässiges Geld für die Stadtkasse verdienen.

Zweck der unzähligen Hindernisse ist eine bessere Welt mit weniger Abgas, weniger Lärm und mehr Velosport. Das tönt gut, drum sind alle dafür. Umso erstaunter war ich kürzlich über einen Bericht im städtischen Amtsblatt «Tagblatt». Da hat ein Journalist sich wagemutig als Autofahrer geoutet, und ausführlich seine verzweifelte Suche nach einem Parkplatz beschrieben. SÄLBER SCHULD hör ich den Mainstream, in Zürich braucht man gar kein Auto. Drum verkauft die Stadt 43'000 Parkkarten für 300 Franken im Jahr, stellt aber nur 34'000 Parkplätze in der blauen Zone zur Verfügung. Raffiniert, oder?

Gut 2'000 Parkplätze sind innerhalb von 10 Jahren verschwunden, derweil mehren sich die Kapphaltestellen (bloss nöd schnäller als s‘Tram!), die Ampeln und die Halteverbote. Um wie viel genau wollte der Stadtrat auf Anfrage des Gewerbeverbands nicht untersuchen, das spielt aus Sicht der Regierung keine Rolle. Man zählt zur Zeit lieber die Zebrastreifen, das Resultat wird per 2017 erwartet.

Und neuerdings wehren sich die Fussgängervereine gegen den Güterumschlag in der Innenstadt. Liebe Zürcher: Das Gewerbe fährt nicht freiwillig Auto. Es bringt Ihnen Ihr Sofa, repariert Ihre Waschmaschine, liefert Ihr Heizöl und bringt Ihre Aktionsorangen in die Migros. Dazu muss es praktisch überall anhalten können, denn auch ein Gwerbler ist ein Mensch und nicht ein Lastesel! Machen Sie Ihren Lieferanten bei der nächsten Abstimmung das Leben nicht noch schwerer. Danke für Ihr Verständnis!

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich