Über Nacherziehung und rausgeschmissenes Geld...

Kolumne

Als Erzieher sieht sich der Staat in der Pflicht. So wird uns auf Plakatwänden immer wieder vermittelt, was wir nicht tun sollen.

Zum Beispiel sollen wir nicht PETFlaschen einfach auf den Boden werfen, denn zu Hause tun wir das auch nicht (auf dem Plakat: Stube voller leerer PET-Flaschen). Wir sollen keine Drogen nehmen und keinen Sex ohne Kondome haben. Wir brauchen diese Infos, denn wir haben einfach keine Ahnung. Jüngstes Beispiel: E-Bikes. Viele Unfälle passieren, zwei Drittel davon Selbstunfälle und die meisten passieren den sonst erfahrenen Golden-Agers aka den Pensionierten. Nun schickt uns die Stadt ihre Broschüre «Sicher auf dem E-Bike: 11 Tipps für Sie. Da steht das drin, was man wissen müsste, bevor man einen einzigen Meter fährt. Die Tipps lesen sich wie eine Anleitung für Verkehrs-Deppen.

Staatliche Sanktionen gibt es keine, ausser der Bürger fällt in eine eindeutig unerwünschte Kategorie. Zum Beispiel Raucher. Die, die immer noch nicht gelernt haben, dass man nicht raucht, müssen zur Strafe draussen frieren. Auch ein Zelt wird dem Wirt nicht erlaubt, denn die Raucher sollen wenigstens nass werden. Oder Autofahrer: Man weiss doch, dass es Bussen gibt, wenn der Pneu in der blauen Zone 10 Zentimeter ausserhalb der Linie ist! Anders verhält es sich bei Jugendlichen, die sich absichtlich ins Koma saufen. Da wird die Gemeinschaft zur Solidarität verpflichtet.

Ganz neu fordert Nationalrätin Chantal Galladé ein Ohrfeigen-Verbot. Bei allem Verständnis für das Kindswohl: Das heisst wohl eine neue Ohrfeigen-Polizei oder zumindest eine neue Broschüre...

Wir brauchen keinen Staat, der Geld hinaus schmeisst für Kampagnen, die niemand Ernst nimmt. Übt sich die Verwaltung in Selbstbeschäftigung? Wir brauchen keine Lebenshilfe, keine Empfehlungen, keine Ideologien. Wir wüssten schon, was für uns gut ist. Brauchen tun wir eigentlich nur Rahmenbedingungen, die uns das Geld verdienen und Steuern zahlen möglichst leicht machen.

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich