Welche Zahlen braucht der Mensch?

Kolumne

Wir zählen die Tage bis Weihnachten. Die Kinder zählen die Kalendertörchen. Die Grossen hingegen zählen, wie viel sie sich dieses Jahr noch leisten können. Zählen beruhigt irgendwie.

Auch in der Stadtverwaltung wird viel gezählt. 2015 zum Beispiel wollte die Dienstabteilung Verkehr genau wissen, wie viele Zebrastreifen wir haben. Seit August letzten Jahres werden sie gezählt und jeder einzeln mit rund 50 Kriterien bewertet. Eine Gesamtbeurteilung ist im ersten Halbjahr 2017 zu erwarten, und wie es im Pressetext heisst: «Dann weiss man erstmals auch genau, wie viele Zebrastreifen es gibt». Wir sind beruhigt. Das ist Ordnung.

Weniger Ordnungssinn hat die Stadtverwaltung bei den Verkehrstafeln. Das sympathische blaue P wird immer seltener, dafür verwandeln sich einfache Parkverbote in strenge Halteverbote. Doch hier wollte niemand zählen, ausser der KMU Gruppe im Gemeinderat. KMUs können in bestimmten Sektoren der Stadt nämlich kaum mehr anliefern, und wer es doch probiert, wird sofort von einer Ordnungsbusse angesprungen. Die Anfrage der KMU Gruppe Gemeinderat wurde abgeschmettert mit der Begründung, die Zählung sei zu aufwendig. Doch gab man nicht auf und so machte sich Stadtverwaltung widerstrebend an die Arbeit. 19 Arbeitstage wurden investiert und jetzt ist es raus: Wir haben 3'425 Halteverbote. Einige davon betreffen ganze Strassenzüge. Es ist eine Frage der Zeit, bis Bussen und Mehraufwand den Kunden weiter verrechnet werden müssen.

So zählt man, was man zählen will. Man zählt die traditionellen Fachgeschäfte an der Bahnhofstrasse bald an einer Hand ab, die Poststellen, die verschwinden, die Kilos die man zu viel hat. Man zählt die Wochen bis zum Urlaub. Man zählt die schlechten Tage und die guten. Oder man zählt nur die guten und die dafür doppelt. So wünsche ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, ein schönes Weihnachtsfest und möge Sie Gelassenheit und Frohsinn im nächsten Jahr begleiten.

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich