Alte Post geht, neue Post kommt...
Jetzt ist es so weit: Auch in meinem Quartier wird die Poststelle geschlossen. Schluss mit Einzahlen, Päckli abholen und Briefmarken kaufen. Ich werde meine Poststelle und die zuvorkommenden Mitarbeiter vermissen. Wobei, Hand aufs Herz: Wann waren Sie das letzte Mal in der Post in Ihrem Quartier? Eigentlich gehe ich nur hin, wenn ich einen gelben Zettel im Briefkasten finde. Dann muss man am Samstagmorgen zur Post statt Gipfeli essen, denn sie hat nur bis Mittag geöffnet.
Ich sehe es positiv, denn im Grunde schliesst meine Postfiliale gar nicht. Es ist nur vorbei mit der Post hinter schweren Doppeltüren und vergitterten Fenstern. Die neue Post ist im Quartierlädeli. Das ist ungewohnt, aber vielleicht gar nicht so schlecht. Ein Gemischtwarenladen war die Post sowieso schon lange. Da ist es mir lieber, die Kunden kaufen statt bei der Post direkt im Laden ein. Und neben Handys und Schlüsselanhängern kann ich jetzt beim Päckliabholen auch gleich den Salat und das Brot poschten. So geht das Quartierlädeli nicht vergessen und hat eine echte Chance, wieder zu mehr Kunden zu kommen. Und die älteren Leute? Offenbar tun sich diese mit der Digitalisierung gar nicht so schwer. Auch sie erledigen ihre Zahlungen mehrheitlich online. Das ist gut so, denn mit viel Geld und dem gelben Büechli unterwegs zu sein, ist nicht ungefährlich. Natürlich, wenn jeder seinen ganzen Firlefanz online erledigt, leidet der menschliche Kontakt. Aber auch unser Lädelibesitzer und zukünftiger Postagent ist ein ganz Netter. Er hilft älteren Leuten (und mir) schon einmal dabei, schwere Taschen oder Getränke ins Auto zu tragen. Er wechselt gerne ein paar Worte, und einen Kaffee bekommt man auch bei ihm. Für meine Nachbarn bestellt er jeweils extra einen Ouzo, den sie in anderen Geschäften nicht finden und der sie an die Ferien in Griechenland erinnert. Ich denke, ich werde mit der Schliessung meiner Post nicht lange hadern.
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich