Freundlichkeit bringt Erfolg
Es ist die Zeit der Schulzeugnisse. Vor allem in der 6. Klasse entscheidet dieses Zeugnis scheinbar über Sein und Nichtsein. Es löst grosse Freude aus (als erste Eintrittskarte ins Gymi) oder grosse Unsicherheit (bei Zuteilung in die Sek B).
Den Gymnasiasten stehen alle Türen offen, den Sek B-lern das elende Los als Hilfsarbeiter/in – so glauben häufig die verzweifelte Mutter und der ratlose Vater. Als Mutter von drei Jugendlichen kenne ich das Problem. Aber als Präsidentin des Gewerbeverbandes höre ich auch immer wieder von den Unternehmern, welche Qualitäten sie bei ihren Lernenden suchen – und welche immer schwieriger zu finden sind.
Sicher ist eine gute Fachausbildung eine gute Voraussetzung für den schulischen Erfolg – das kann man nicht klein reden. Ebenso wichtig ist aber die Sozialkompetenz – altmodisch gesagt «eine gute Erziehung». Kann Ihr Kind freundlich Grüezi sagen und den Leuten in die Augen schauen? Hört es zu, wenn man etwas erklärt? Gibt es sich Mühe, sind die Hefte ordentlich? Ist es zuverlässig und hält es sich an Abmachungen? Mit 12 muss man noch nicht perfekt sein, denn man hat noch 3 Jahre Zeit, bis man eine Lehrstelle finden und antreten muss. Aber mit 12 sollte man die Grundregeln des Benimms kennen. Von vielen Unternehmern höre ich, dass sie lieber gute B-Schülerinnen ausbilden als nachlässige ASchüler/innen, denn die Nacherziehung ist mühsam und undankbar und nicht die Aufgabe der Wirtschaft.
Sie können Ihr Kind nicht «gescheiter» machen als es ist. Schimpfen und drohen sind sogar kontraproduktiv. Aber wenn Ihr Kind sich zu benehmen weiss, stehen ihm viele Wege offen. Freundliche, fleissige Menschen bekommen eher eine Lohnerhöhung und werden eher befördert. Zudem ist unser Bildungssystem flexibel. Intellektuelle Spätzünder können das nötige Fachwissen auch später erlernen. Beim Benehmen ist das viel schwieriger. Seien Sie also ein positives Vorbild!
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich