Leben und leben lassen

Kolumne
Nicole Barandun-Gross, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich.

Vorüber sind bald die Zeiten, da Velofahrer um Fussgänger kurvten wie um Slalomstangen. Dem Mischverkehr auf den Zürcher Trottoirs hat die Stadt nun aufgrund eines Gutachtens den Kampf angesagt, Entflechtung sozusagen.

Ganz ehrlich? Ich bin auch keine Freundin des Mischverkehrs. Doch jetzt wird hier wieder mal die ganz grosse rot-grüne Kelle geschwungen und fett angerichtet. Flächendeckend. Sicher gibt es neuralgische Stellen, wo’s nötig und richtig ist. Aber hallo, gut signalisiert und mit gegenseitigem Respekt funktioniert das Nebeneinander meist recht gut.

Frage: Warum wird nicht endlich etwas in den Fussgängerzonen unternommen ? Dort, wo Velos eh nichts verloren haben und darum, umso gefährlicher, auch nicht auf dem Radar flanierender Einheimischer und Touristen sind, die sich auf die Auslagen konzentrieren oder in der Gartenbeiz in Ruhe ihren Kaffee oder ein Bierchen geniessen möchten und den Geschäften wichtigen Umsatz bringen?

Aber zurück zur Entflechtung: Wenn Velos ganz auf die Strasse kommen, kommen sie nicht einfach so – davon ist bei den aktuellen politischen Verhältnissen auszugehen. Die Velowege kommen mit, auch dort, wo es eigentlich keinen Platz hat. Da wird durchgedrückt, was im Wahlkampf vollmundig versprochen wurde, à tout prix, ohne Einbezug von Minderheitsinteressen. Wieder werden Parkplätze dran glauben müssen. Das hat wohl Methode, aber auch Konzept?

Apropos Methode: Die von der JUSO 2017 eingereichte Volksinitiative «Züri Autofrei», die komplett autofreies Stadtgebiet forderte und die mit lahmem Entscheid des Gemeinderats entgegen dem Antrag des Stadtrats für gültig erklärt worden war, ist nun durch den Bezirksrat beerdigt worden. Sie lässt sich nicht umsetzen, auch nicht teilweise, da sie übergeordnetes Recht verletzt. Ist das angekommen? Es braucht eben neben dem öffentlichen Verkehr, Velos und E-Bikes auch den motorisierten Individualverkehr. Gerade Gewerbetreibende sind bei der Arbeit häufig auf ein Motorfahrzeug angewiesen (und entsprechende Parkmöglichkeit!), sie fahren aber auch Velo und bewegen sich zu Fuss. Und das ganz eigenverantwortlich!Nicole

Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich