Pack die Badehose ein
Jetzt steht sie wieder vor der Tür, die schönste Zeit des Jahres. Und weil man sich ja sonst nichts gönnt, will man die Ferien mit allem drum und dran so richtig geniessen. Fernab vom Alltag, ohne Verpflichtungen und ohne schlechtes Gewissen. Wie liesse sich diese wohltuende Distanz auch räumlich besser und schneller schaffen als per Flugzeug. Und aus heiter-blauem Himmel legt sich saisonale Amnesie über die kritisierenden Kommentare und Lärmklagen zum Flughafen Zürich…
Badehose, Schläppli, fair und nachhaltig produzierte Shirts, Shorts und Röckli aus Naturfasern sind schnell gepackt. Durch die Sonnenbrille betrachtet, bietet das gewählte Reisearrangement wohl alles, was man sich im persönlichen Preisrahmen wünschen (oder leisten) mag. Ob all die Standards am Zielort ebenfalls eingehalten und gelebt werden, lässt sich aus der Ferne und durch die getönten Gläser nicht immer so genau feststellen.
Manchmal wird halt mit zweierlei Ellen gemessen, wer wollte sich da herausnehmen? Vielleicht liesse sich in dieser Zeit der Musse gar eine etwas andere Sicht auf die Dinge gewinnen? So etwas wie Verständnis für unterschiedliche Lebens- und Sichtweisen? Ohne die eigenen Prinzipien und Werte zu verraten, aber mit Gespür für Verhältnismässigkeit und in gegenseitigem Respekt. Das führt zu Gelassenheit, und die wiederum rettet das Ferienfeeling in den unweigerlich zurückkehrenden Alltag.
Atmen wir kurz durch, wenn der anliefernde Camion das Trottoir kurzzeitig versperrt, der Umbau in der Wohnung nebenan Lärm und Staub verursacht, der Kundendienst überlastet, die Grünphase an der Strassenkreuzung viel zu kurz ist, der Nachbar im Auto statt auf dem Sattel sitzt. Es tut gut, etwas von mehreren Seiten zu betrachten, das gibt weniger Schwarz-Weiss, dafür mehr Sowohl-als-auch. Das gilt ebenso für den Flughafen, der nicht nur Lärm verursacht, sondern Arbeitsplätze schafft, für Schweizer Produkte und Know-how das Tor zur Welt ist, den Tourismus in der Schweiz und gerade in Zürich fördert – und letztlich unsere (Ferien-)Träume erfüllt.
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich