Lichterglanz im Schilderwald
Das Christkind kommt und Zürich putzt sich heraus. Nicht ganz zur Freude aller – leider.
Geteilt sind die Meinungen – einmal mehr – zum Sechseläutenplatz, aktuell zum Wienachtsdörfli. Während die einen sich verzaubern lassen vom vorweihnächtlichen Angebot, regen sich die anderen darüber auf, dass der Platz wieder «verstellt» sei. Hey, darüber haben wir abgestimmt, die Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hat sich für die vorgeschlagene Belegung ausgesprochen.
Ausdruck fehlender Toleranz
Offensichtlich gehört es heute zum Zeitgeist, alles, was einem nicht passt, immer wieder in Frage zu stellen, trotz Mehrheitsentscheid. Gleiches Szenario beim Fussballstadion. Trötzele ohne Ende. Schlechte Verlierer. Demokratie heisst den Willen der Mehrheit akzeptieren. Ich vermisse einen wertschätzenden Umgang, auch wenn die Meinungen auseinander gehen. Glühwein und Geschenke gehören zum Fest. Besinnliche Weihnachten heisst für mich aber auch, sich auf Werte wie Verlässlichkeit und Rücksichtnahme zu besinnen und einfach mal unvoreingenommen aufeinander zugehen, freundlich sein.
Märlitram auch im Sommer
Sinnieren wir einfach mal weiter, so könnte ein Märlitram für Erwachsene den besonderen Charme von Weihnachten ganzjährig versprühen, Wein und Guetzli inklusive. Als Ringträmli würde es das Limmatquai mit der Bahnhofstrasse verbinden und den mangels Rollmaterial ausgedünnten VBZ-Fahrplan wieder füllen. Dem Samichlaus würden im August kurze Hosen zugestanden und die Engel verbreiteten gelassene Stimmung zwischen Bellevue und Central, während sie die Mitfahrenden miteinander bekannt machen und von Zürichs Schönheiten schwärmen. Auf dem Münsterhof würde ein Blumenmarkt veranstaltet, Chöre sängen auf den Limmatschiffen und mit den inflationär aufgestellten Tempo-30-Schildern würde den Touristen auf dem Carparkplatz das Hornussen beigebracht. Gewerbetreibende fänden für ihre mit Zuckerstangen bestückten Servicewagen dort einen Parkplatz, wo sie im Einsatz sind, und der Sonntagsverkauf belebte die Innenstadt. Halleluja, besinnliche Weihnachtszeit!
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich