Münsterhof: Postkartenidylle oder Rahmen für Brandreden?
Am 25. September beschloss der Stadtrat von Zürich eine Anpassung des Nutzungskonzepts Münsterhof.
Diesen bezeichnete er einleitend «mit seinen barocken Fassaden … als eigentliches Juwel der Innenstadt» mit herausragendem Potenzial. Da kann man nur zustimmen.
Vom Parkplatz zum Kulturplatz…
Befreit von parkierten Autos sollte der Münsterhof primär der Bevölkerung für die Alltagsnutzung zur Verfügung stehen. Übersetzt heisst das: Es herrschte erst mal gähnende Leere neben dem Fraumünster, belebt im Sommer von flatternden Sonnensegeln und übers Jahr ab und an von kulturellen Veranstaltungen. Nicht nur Touristen und Flanierende konnten sich daran erfreuen, auch die umliegenden Restaurationsbetriebe und Detailhandelsgeschäfte hatten ausreichend Gelegenheit, den Blick ins Leere schweifen zu lassen. Herrschte doch, abgesehen vom lauen Lüftchen von der Limmat her, Flaute – die Umsätze brachen regelrecht ein. Aktuell sagt das Chäsvreneli als weiteres Traditionsgeschäft endgültig adieu.
Immerhin hat der Stadtrat neu den Maximalrahmen für Veranstaltungen auf dem Platz von bisher 114 auf 148 Tage pro Jahr angehoben. Die Veranstaltungen wurden mit klarem Fokus auf Kultur ausgewählt, im Konsens mit den Anrainerinnen und Anrainern, so das Protokoll. Gut so. Bitte mehr Projekte wie zuletzt die geniale Ad-hoc-Begrünung! Solche strahlen weit über die geschützten Fassaden des Münsterhofs, sind beste Werbung für die Stadt Zürich und wahre Publikumsmagnete.
… und Ort für Demos
Im gleichen Dokument findet sich unter Punkt 8 auf Wunsch des Sicherheitsdepartements (!) eine kleine, feine Ergänzung: «Der Stadtrat kann den Platz auch für grössere, politische Veranstaltungen zur Verfügung stellen.» Auch das im Konsens mit den Anrainerinnen und Anrainern? Selbst bei bewilligten Demos können Ausschreitungen (auch Dritter) nie ausgeschlossen werden, werden Beeinträchtigungen Unbeteiligter (auch akustische, siehe letzte Kolumne) in Kauf genommen. Das «Juwel der Innenstadt» als zentraler Demoplatz? Echt jetzt? Das muss nicht sein!
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich