Und jetzt? Verschieben, nicht stornieren!

Kolumne

Das Corona-Virus hat das öffentliche Leben zum Stillstand gebracht.

Es ist essenziell, die Ansteckungskette zu unterbrechen. Das sind wir einander schuldig, den Schwächsten der Gesellschaft und auch den Ärztinnen und Ärzten, dem Spital- und Pflegepersonal sowie den im Lebensmittelverkauf Tätigen, welche in diesen Wochen Unvorstellbares leisten. Viele machen sich auch Gedanken, wie es dabei den Gewerbetreibenden, den vielen KMU geht. Ihnen wird heute so richtig bewusst, dass wo Läden und Gewerbe sind, auch Leben ist. Und dass es in der Stadt im Moment sehr ruhig ist, zu ruhig.

An der Herausforderung wachsen

Zusätzlich zu den Unterstützungsmassnahmen von Bund und Banken kann jeder und jede Solidarität zeigen. Viele Handwerksbetriebe arbeiten im Rahmen der Vorgaben weiter im Dienste ihrer Kunden, sind in ihrer Nähe für sie da, sofort. Andere, die ihre Betriebe auf Anordnung des Bundes schliessen mussten, sind telefonisch und online trotzdem erreichbar, offerieren Heimlieferung, passen ihr Angebot den veränderten Verhältnissen und Kundenbedürfnissen an. Darum: Sich zuerst lokal erkundigen, bevor online beim Grosshandel bestellt wird. Ein Blumengruss für die betagte Mutter, die momentan nicht besucht werden darf? Der Quartierblumenladen macht’s möglich. Ein Gutschein für eine spätere Fusspflege bringt jetzt Liquidität, genauso wie das Ticket für die Theatervorstellung im Herbst. Braucht es jetzt die neue Bluse vom Onlinehandel, die ich mangels Gelegenheit ja ohnehin nicht «ausführen» kann? Oder könnte das Warten auf das Gewünschte die Freude daran gar steigern? Was jetzt über Mittag mit Selbstverpflegung gespart wird, könnte später beim grosszügigen Lunch im Lieblingsrestaurant wieder ausgegeben werden. Seien wir kreativ – das Gewerbe ist es auch!

Faire Rahmenbedingungen für Detailhandel und Gewerbe

Auch wenn die Krise dann gemeistert ist, ist die Durststrecke für die KMU noch nicht überwunden. Da zeigt es sich dann, ob gewerbefreundliche Rahmenbedingungen tatsächlich umgesetzt werden oder ob die Lippenbekenntnisse in der Not sich schon wieder verflüchtigt haben.

Nicole Barandun-Gross

Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich