Jetzt geht’s um die Jungen
Nein, nicht ums Party machen. Die Lehrabschlussprüfungen stehen an.
Heute, nach über einem Jahr Corona, sind bei den Lernenden die durch die Pandemie verursachten Defizite – Homeschooling (und damit massiv reduzierter Austausch mit Lehrkräften und Mitlernenden sowie mangelnde Möglichkeit zur individuellen Standortbestimmung) und fehlende Praxis (man denke beispielsweise an Gastronomie und Hotellerie) – Tatsache. Zwar gab und gibt es immer wieder kreative Initiativen für betriebsübergreifendes, praktisches Arbeiten. Dennoch, spätestens jetzt ist klar, auch mit dem Einzug einer neuen Normalität durch Testen und Impfen bleibt für die jungen Berufsleute einiges vage.
Ein nicht so tolles Abschlusszeugnis als logische Folge?
Teilentlastung war letztes Jahr. 2021 müssen wir genau hinschauen und eine grosszügigere Benotung in Betracht ziehen. Dabei ist ein Konsens über alle Branchen wünschenswert. Viele Ausbildungsbetriebe anerkennen ihre Verantwortung gegenüber dem Berufsnachwuchs und beschäftigen ihre Ausgelernten erst einmal weiter, im Wissen, dass einige über die Lehre hinaus Anleitung brauchen werden. Auch hier leistet das Gewerbe einen gewichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise.
Lehrabschluss als Startschuss für die Weiterbildung?
Praktika konnten nicht absolviert werden, Auslandaufenthalte wurden auf Eis gelegt, vieles lief nicht, wie gewohnt. Es bleibt ein Manko. Dieses auszugleichen, ist nicht nur Sache des Gewerbes. Vielmehr ist ein Angebot in der Erwachsenenbildung überlegenswert, dass den jungen Berufsleuten die Chance gibt, niederschwellig und kostengünstig das Verpasste rasch aufzuholen. Die Finanzierung dieses Angebots rechtfertigt sich als Investition zur Abfederung der Folgen der Pandemie.
Niemand bestreitet, dass sich lebenslanges Lernen längst als Grundsatz etabliert hat. Heute erfährt diese Haltung eine neue, aktualitätsgeschuldete Facette, indem unmittelbar nach der Lehre damit angefangen wird bzw. damit angefangen werden muss.
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich