Dä Föifer oder s’Weggli – beides geht nicht
Als bekennender Fan guten Storytellings möchte ich mit einer kleinen Anekdote starten, die hinlänglich Bekanntes einmal mehr verdeutlicht.
Die Nase voll von kalten Füssen beim Skifahren leistete ich mir vor gut drei Wochen endlich Heizsocken. Im Fachgeschäft in der Zürcher Innenstadt wurde ich dank exzellenter Beratung rasch fündig.
Man trifft sich immer zweimal
Gleichzeitig probierte ein Pärchen ausgiebig Skischuhe an. Beim Bezahlen an der Kasse hörte ich, wie sich die beiden unverrichteter Dinge verabschiedeten, sie müssten es sich noch überlegen. Draussen an der Tramhaltestelle war dann, einem Wunder gleich, der Entscheidungsprozess bereits abgeschlossen: Die zwei unterhielten sich darüber, welches Modell sie nun im Onlinehandel bestellen würden.
Wenn es den Fachhandel weiter geben soll und wir nicht vor lauter leeren Ladengeschäften flanieren wollen, dann müssen wir auch dort einkaufen, wo die Beratung stimmt, die Auswahl überzeugt, das Einkaufen zum Erlebnis wird und der Service den Nutzen lange gewährleistet. Das, und nur das, ist nachhaltig – in jeder Beziehung.
Wertschätzung der Leistung
Wir können nicht immer von Nachhaltigkeit sprechen und dann für eine vor Ort erbrachte Leistung, die wir konsumieren und die einen klaren Mehrwert bietet, nichts bezahlen wollen. Fachkompetente, empathische Beratung darf und muss uns auch etwas Wert sein. Das geht halt nicht mit supergünstigen Preisen zusammen. Die gleiche Überlegung, aber mit einer etwas anderen Güterabwägung machte der Jungpolitiker, der mir vor der letzten Abstimmung empfahl, beim Tabakwerbeverbot für Jugendliche nein zu stimmen, weil sonst nämlich die Festivaltickets teurer würden, da der Sponsor nicht mehr zahle. Die Abstimmungsresultate zu Tabakwerbeverbot und Mediengesetz lassen immerhin den Schluss zu, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bereit sind, für Gesundheit und Unabhängigkeit und damit zur Abwehr unerwünschter Einflüsse etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Mehrwert sollte einem mehr wert sein. Punkt.
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich