Eine Frage der Einstellung

Kolumne

Glühwein, Marktstände, Lichterglanz und liebe Gesellschaft, das ist Advent für mich.

Ich also am Donnerstagabend beim Eindunkeln im Wienachtsdörfli auf dem Sechseläutenplatz – und mit mir viele andere, sehr viele. Da war kein Durchkommen, überall standen Leute, unterhielten sich, lachten, waren gut drauf. In geselliger Runde wurde konsumiert, Warteschlangen gehörten zum Bild. Dasselbe auf dem Fraumünsterplatz, kleiner zwar, aber ebenso gut besucht. Viele verweilten, tranken, assen, feierten.


Beliebt
Die Leute kommen in die Stadt, haben Freude und wollen Geld ausgeben. Gleiches am Sonntag am Silvesterlauf. Dass der beliebt ist, weiss man schon lange. Die Stadt ist voll, viele bleiben, schlendern (würden wohl auch etwas einkaufen, wenn sie denn dürften, und zwar nicht nur Luxusgüter und Uhren), essen auch noch Znacht in der Stadt. Beim Züri Fäscht wurde genau diese Attraktivität von Kritikern beklagt. Viele Leute hat es aber nicht nur am Züri Fäscht. Und es funktioniert.


Besorgt
Aktuell liest man von sinkender Kaufkraft, steigenden Mieten. Von sinkender Kaufkraft ist wenig zu spüren, die Zürcher:innen geben Geld aus, auch Restaurants sind ausgebucht. Die Folge sind steigende Preise, und weil alle in Zürich wohnen wollen, auch steigende Mieten. Das sind berechtigte Sorgen. Auch des Gewerbes: Angemessene Mieten sind das eine, die Produktionsstätten einvernehmlich mit der Nachbarschaft zu betreiben, das andere. Die Freude des GVZ über den Ankauf der Gewerbeliegenschaft in Zürich Nord ist deshalb gross, aber getrübt durch die Tatsache, dass auch Stadtwohnungen darauf gebaut werden, eine Kombination mit Konfliktpotenzial.


Geschätzt
Die Stadtbevölkerung muss sich überlegen, wie sie zum Gewerbe steht und welchen Stellenwert die Grundversorgung und Nachhaltigkeit mit kurzen Wegen für sie wirklich hat. Heute erklingen überall Weihnachtslieder, unvoreingenommen wird Schulter an Schulter am Heissgetränk geschlürft. Ich wünsche uns allen, dass wir uns auch übers Jahr an solche Momente erinnern und Begegnungen dann ebenso positiv angehen. Alles eine Frage der Einstellung.


Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich