In der Privatwirtschaft längst pleite

Kolumne

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Handwerker-Serviceabo. Die erbrachten Leistungen sind super, Sie sind sehr zufrieden.

Das Abo wird aber jedes Jahr teurer bei gleichem Serviceumfang. Anstelle eines Ersatzteils bringen die Serviceleute ein 10er-Pack mit, dabei bräuchte es nur eines. Was machen Sie?

Genauso läuft es im Gesundheitswesen

Unsere Ärzte und Spitäler erbringen super Leistungen, Sie sind sehr zufrieden. Aber das Abo, nein, natürlich die Prämien werden immer teurer. Bereitgestellt wird ein beachtlicher Leistungskatalog, sozusagen die Hunderterpackung, wo doch schon einige wenige Pillen Erfolg bringen würden. Wer überprüft Qualität und Eignung der zur Gesundung unternommenen Behandlungen? Es ist absurd: Was privat ohne weiteres klappt – Sie bestehen natürlich auf dem einen benötigten Ersatzteil, weil Sie auf Kostentransparenz und Effizienz setzen –, funktioniert beim Gesundheitswesen nicht. Da schaut bei den Kosten niemand hin. Weder die Versicherten noch die Versicherer oder die Politik. Aber alle jammern. Ein Unternehmer, eine Unternehmerin könnte sich das nie leisten, der «Uhu» an der Tür liesse nicht lange auf sich warten. Das gilt natürlich nicht für Planwirtschaft und Gesundheitswesen. Dabei ist das die grosse Sorge der Leute. Alle wüssten, wo den Hebel ansetzen, aber niemand will sich an der heissen Kartoffel verbrennen.

Steuergelder fliessen leichter als privates Geld

Wenn der Servicemonteur neben der neuen Waschmaschine zusätzlich eine nicht bestellte Mikrowelle installieren will, weil die auch noch im Servicewagen war, für den er völlig unerwartet einen Parkplatz in Kundennähe finden konnte, würden Sie die Annahme verweigern und nicht bezahlen. Wenn bei der Kirche Fluntern neue Sitzbänke platziert werden, obwohl die Quartierbevölkerung diese nicht will, da es dort schon genügend Sitzgelegenheiten habe, oder wenn auf dem Hönggerberg zehn Gehsekunden vom Friedhof, 60 Sekunden vom Waldrand entfernt auf offenem Feld das Bellevue als durchorchestriertes Biodiversitätsprojekt «Vuebelle» realisiert wird, dann funktioniert’s im öffentlichen Sektor einfach nicht mehr. Unternehmertum geht anders.

Nicole Barandun-Gross

Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich