Lehrbetriebe schaffen Berufs- und Lebensperspektiven

Kolumne

2022 endete nicht nur mit einem Knall, sondern mit vielen. Ich denke an die wüsten Szenen in Deutschland zum Jahreswechsel.

Statt fröhlich auf das neue Jahr anzustossen, wurden Sicherheits- und Rettungskräfte von jungen Menschen angegriffen, welche sich eine sinnlose Materialschlacht lieferten. Unweigerlich fragt man sich da: Kann das so auch bei uns in der Schweiz, in Zürich passieren?

Eine Berufslehre schafft Perspektiven

Ohne überheblich wirken zu wollen, meine ich nein. Zugegeben, auch bei uns ist es schon zu inakzeptablen Übergriffen gekommen, zum Beispiel am See. Im Gegensatz zum Ausland verfügen wir jedoch über eine Impfung, welche die Jungen immunisiert gegen solches Verhalten. Diese Impfung heisst duales Bildungssystem. Dieses ermöglicht Jugendlichen aus allen sozialen Schichten und mit jedem schulischen Rucksack eine Ausbildung und bietet damit eine Lebensperspektive. Die Lernenden werden früh gefördert, aber auch gefordert. Sie lernen einen Beruf, aber auch Verantwortung zu tragen, trainieren Durchhaltevermögen und erfahren Wertschätzung. Das alles stärkt – weit über die Berufslehre hinaus.

Eine Lehre ist Berufs- und Lebensschule

Auf der anderen Seite der Berufsbildung stehen die Lehrbetriebe, die meisten davon KMU, und ihre Berufsbildner. Von ihnen wird viel erwartet. Gute Fachleute sollen sie hervorbringen, welche auch künftig die Versorgung der Bevölkerung garantieren. Gleichzeitig begleiten sie die Lernenden in einer herausfordernden Entwicklungsphase, leisten viel für deren persönliche Lebensschule. Faire Rahmenbedingungen helfen den KMU, diese wichtige Aufgabe wahrzunehmen. Tatsache ist aber, dass Berufsbildner immer mehr an ihre Grenzen stossen, zeitlich und besonders in schwierigen Situationen, wenn ihre Lernenden mit psychischen und anderen Problemen zu kämpfen haben. Der Kanton stellt hier unterstützend mehr Mittel zur Verfügung. Die Stadt sollte es ihm gleichtun. Gut investiertes Geld, damit Jugendliche ihre Energie in den Beruf, ihr Beziehungsnetz und ihre Freizeit stecken und sich selbst als wichtigen Teil der Gesellschaft wahrnehmen.

Nicole Barandun-Gross

Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich