Alles, nur keine Steuersenkung

Kolumne

Deutschland verlottert, war kürzlich die Titelschlagzeile einer Zeitung.

Da wurde über Jahrzehnte wenig bis nichts in die Infrastruktur investiert. Mit gravierenden Folgen. Gleiches lässt sich von Zürich sagen – nicht.

Jede Ecke wird «verschönert»

Seit Monaten Grossbaustelle sind das Nieder- und das Oberdorf. Leitungen ersetzen, muss sein. Laufend die Tramgleise erneuern, muss sein. Neben solchen notwendigen Bauarbeiten gibt sich die Stadt grösste Mühe, an jeder Ecke etwas zum Verschönern zu finden. Wurde früher zeitlich gestaffelt gearbeitet und an Ausweichmöglichkeiten für den Verkehr gedacht, will die Dichte der Baustellen heute nur eines, ihn ersticken. Auf dem Marktgelände am Bürkliplatz werden Bäume gefällt, neu gesetzt… Was da jetzt abgeht, entsetzt laut Standbetreibern auch die Kundschaft.

Aufgehübscht wurde auch der Carparkplatz am Sihlquai. Gut, der hatte es bitter nötig. Aber braucht’s für dieses Providurium, 15 Jahre bis zum Umzug nach Altstetten, wirklich 5,7 Mio. CHF für neuen Belag und markanten Bau mit Warteraum, WC und Ticketschalter? Schon seltsam, dass in Zürich, welches die Politik am liebsten ganz vom Autoverkehr befreien möchte, die Reisecars bis ins Zentrum geschleust werden. Herzig auch, dass die Reisebusse nur dank halb abgerissener Verkehrsinsel und Lotsen die Ausfahrt schaffen. Die Verkehrsinsel kann ja dann gleich zusammen mit jenen wegen der Rad-WM abgebauten wiedererrichtet werden.

Die Stadt weiss nicht wohin mit dem Geld

Dass SP-Stadtrat Odermatt klotzt beim Bauen, ist kein Geheimnis. Wenn jetzt sogar der Gemeinderat inklusive SP die Kosten für Schulhausbauten deckelt, ist das schon bemerkenswert. Wurden bisher die benötigten, aber überteuerten Schulhäuser noch durchgewunken, weht ab jetzt ein anderer Wind. Gut so. Der Beispiele gibt es viele. Sind sie alle im Sinne der Bevölkerung?

Anstatt immer mehr Geld auszugeben, könnte man endlich die Steuern senken. Gerade jetzt, wo die Mehrwertsteuer erhöht wird. Das wäre doch die wirklich gute Nachricht.

Nicole Barandun, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich