Planlos Plan los

Kolumne

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die Stadthausanlage am Bürkliplatz denken? Genau: die beiden Wochenmärkte und der Flohmarkt am Samstag. Und natürlich das Kerzenziehen während der Adventszeit. Jetzt will die Stadt den Platz gesamtsanieren, Start diesen Herbst.

Aus 74 werden 99

Anstelle der beliebten Bürkli-Beiz + Kiosk entsteht ein Design-Kiosk, der unter anderem «die Identität des Ortes zwischen lokaler und internationaler Ausstrahlung stärken» soll. Gleichzeitig wird als Massnahme zur Hitzeminderung der Baumbestand von heute 74 auf 99 Bäume erhöht. Wurden die Marktfahrer:innen in die Planung miteinbezogen? Fehlanzeige! Die Stadt, die Mitwirkungsverfahren für alles und jedes lanciert und Bedürfnisse à gogo abfragt, lässt jene im Regen stehen, welche die Bevölkerung nachhaltig, regional und saisonal mit Frischwaren versorgen (und so ihren Lebensunterhalt verdienen!), und stellt sie vor ein Fait accompli. Wo sollen die Marktstände künftig zwischen den Bäumen platziert werden, wie die Anlieferung erfolgen? Und nein, das Lastenvelo ist keine Option. Noch nicht einmal für die Zeit während des Umbaus ab Herbst 2024 (!) hat die Stadt ein Ausweichszenario für die beliebten Märkte. Für jedes KMU wäre eine solche Planungsunsicherheit ein No-Go.

Wer kann, der kann

Dafür treibt die Stadt mit riesigem Aufwand Klimaförderung mit KlimUp. CHF 14 Mio. sollen Ideen von Start-ups und NPO in Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft fördern. Die beurteilenden Fachkommissionen werden nicht gratis «sitzen», vom Verwaltungsaufwand für Umsetzung, Begleitung, Kontrolle ganz zu schweigen. Es ist absurd: Bestehende, ohne staatliche Fördermittel funktionierende Strukturen, welche exakt die propagierten Ziele erreichen, werden gefährdet, während CHF 14 Mio. aufgeworfen werden für Ideen, von denen wir nicht wissen, ob sie überhaupt zu gebrauchen sind.

Es stände der Stadt gut an, Prinzipien, die funktionieren, Sorge zu tragen. Das gilt bei Marktfahrenden wie für KMU. Versiegelte Flächen für Bäume sind in Zürich anderweitig zu finden, da braucht’s weder Wettbewerb noch Jury. Ganz Fixe karren sie auch in Anhängern durch die Stadt.

Nicole Barandun-Gross

Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich