Respekt ist keine Einbahnstrasse

Kolumne

Starten Jugendliche eine Berufslehre, sind sie plötzlich Teil der Belegschaft eines Betriebes, eines Teams, das miteinander und meist auch mit Kundschaft in Kontakt ist.

Wer es zu Hause noch nicht mitbekommen hat, lernt dann schnell, dass es Regeln gibt, wie man miteinander umgeht. Dass man grüezi sagt, einander in die Augen schaut beim Handshake, das Käppi drinnen abnimmt und sich bei der Kundschaft vorstellt und die Schuhe auszieht beziehungsweise einen Schutz überzieht, sind sichtbare Zeichen davon. Einander zuhören, sich aufeinander verlassen können, Ehrlichkeit und gegenseitige Wertschätzung sind dabei Grundprinzipien und Werte für ein funktionierendes Miteinander im Betrieb und in der Gesellschaft.

Nicht nur die anderen

Die eigene Freiheit endet dort, wo jene der anderen beginnt. Ein Beispiel: Nicht nur ich, auch viele andere stören sich an den Tags von FCZ-Fans. Offensichtlich muss der Gemeinderat mit Steuergeldern für Fanarbeit beim FCZ Nacherziehung für das leisten, was im Elternhaus verpasst wurde und vereinsintern nicht greift. Wenn etwas nicht richtig ist, muss man das sagen dürfen, ohne Angst vor Repression. Das gilt in der Familie, im Tram, bei der Arbeit – überall. Nur so kommen wir als Gesellschaft weiter.

Respekt hat mit Rücksichtnahme zu tun

Es zeugt von mangelndem Respekt, dass bei der Übernahme der Rad-WM weder Stadtrat noch Gemeinderat ans Gewerbe gedacht haben. Ich erwarte, dass man sich bei einem Grossanlass um die Belange der davon Betroffenen kümmert, egal welcher politischen Couleur, sie ernst nimmt und Lösungen sucht. Genau wie jene, welche letzthin beim Chinagarten auf der Wiese grillierten und feierten und bei meiner Rückkehr vom nahen Znacht – ehrlich gesagt zu meiner Überraschung und Freude – alles aufgeräumt, den Abfall entsorgt oder in Kübelnähe abgelegt haben, hoffe ich auch von den Zürcher Behörden, dass sie Verantwortung übernehmen, für ihr persönliches Handeln und gemäss ihrem politischen Auftrag auch für andere, und «aufräumen», das Gespräch suchen, Lehren ziehen und es das nächste Mal wirklich besser machen.

Nicole Barandun, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich