Wer am lautesten schreit…
… hat selten recht. So lautet ein Sprichwort. Und der Eindruck entsteht, dass genau so die Stadtplanung Zürichs funktioniert.
Nichts passiert ohne Mitwirkungsverfahren, Echogruppe und Workshop – keine Interessengruppe ist zu klein, um die eigene Meinung zum Projekt kundzutun. Allzu oft fehlt der Blick fürs grosse Ganze und Partikularinteressen erhalten enormes Gewicht.
Zürcher Hauptbahnhof im Grünen
Wie anders kann man sich erklären, dass der HB, so zumindest der Plan, schon bald von einem «freigespielten Stadtplatz» mit viel Grün, Bäumen und kühlenden Nebeldüsen umgeben sein soll. Nach dem Versiegeln von Europaallee und Turbinenplatz wird jetzt mit grosser Klimakelle angerichtet. Ohne Autoverkehr, versteht sich von selbst. Dass aber auch das Tram, als für Flanierende und Velofahrende störend, verschwinden soll, überrascht und schockiert. Sicher, ein Bahnhof und seine Umgebung dürfen attraktiv sein, und dass es da in Zürich hapert, steht ausser Frage. Der HB muss zuallererst aber funktionieren für die Anbindung an die Welt – und die Agglomeration mit täglich rund 400 000 Pendlerinnen und Pendlern. Alle wollen von A nach B, und das schnell, koordiniert und bequem, auch die Reisenden vom Carparkplatz. Dezentrale Tramhaltestellen, keine Taxis – was soll das?
Wohnungen statt Gewerbe im Schlachthof
Ob es in Zürich einen Schlachthof braucht, kann man diskutieren. Dass dort, wo günstiger Raum für Gewerbetreibende in der Stadt vorhanden ist und geplant war, nun aber Wohnungen gebaut werden sollen, nur weil es so aus den Echoräumen schallt, ist mehr als stossend. Wer soll in den künftigen Mietwohnungen reparieren, liefern, installieren? Stadt der kurzen Wege, wo?
Erweiterte Gewerbeparkkarte für eine funktionierende Versorgung essenziell
Seit Jahren wartet das Gewerbe auf die erweiterte Gewerbeparkkarte. Nun steht sie zur Abstimmung im Gemeinderat, leider verknüpft mit der Anwohnerparkkarte. Obwohl nicht mit allem in der Parkkartenverordnung einverstanden, wird der Gewerbeverband darum das Referendum nicht ergreifen, zuversichtlich, so doch gehört zu werden.
Nicole Barandun-Gross, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich