Mittelweg statt Sackgasse

Kolumne

Der Sommer hält an, während die Schulferien zu Ende sind. Es war nass und kühl oder sonnig und heiss – wenig Mittelmass.

Manche sagen, während der Sommerferien sei es in der Stadt am schönsten, weil viele Einheimische verreisen: mehr Platz, weniger Stress für Daheimgebliebene.

Sommerferien ist, wenn der Verkehr fliesst

Ferienstimmung auch auf den Strassen. Für flüssiges Fortkommen ohne Staus ist es nicht etwa nötig, das Verkehrsaufkommen um geschätzt die Hälfte zu reduzieren. Das kantonale Tiefbauamt hat gezählt: 15 Prozent weniger Fahrzeuge und der Verkehr läuft. Da ist es schon erstaunlich, welche Handstände die Stadt Zürich wegen des motorisierten Individualverkehrs vollführt und das nicht nur im Delirium der Sommerhitze. Aber eben, der soll ja ganz verschwinden. Etwas reduzieren, und es läuft: ein Park and Ride an einigen Ecken der Stadt? Ein Stadttunnel? Mehr Lebensqualität unter Beibehaltung der Mobilität würde auch etwas höhere Ausgaben rechtfertigen, oder? Solche Studien sind halt nicht im Trend…

Gäste und Gäste in Zürich

Während Einheimische verreisen, boomt Zürich bei Touristen. Im Niederdorf ist gerade abends viel los. Wie zwei Asiatinnen am Hirschenplatz ein Cordon bleu genossen, während sie mit der Gabel im Caquelon rührten, war wirklich härzig. Sie übernachten hier, essen hier, kaufen ein, bringen Wertschöpfung nach Zürich, kurbeln die Wirtschaft an. Anders sieht es aus, wenn Stadtzürcher sich in einer ihrer Badis erfrischen wollen. Wie in Walters Wimmelbuch sieht’s auf dem Floss im See aus, Tüechli an Tüechli an Land. Statt immer alles gratis für alle machen zu wollen, sollten sich Auswärtige angemessen an den Betriebskosten beteiligen. Das würde die Bevölkerungs- (und Verkehrs-!) Ströme lenken und das Portemonnaie aller Zürcher Steuerzahlenden entlasten. Ich mag der Streetparade den Erfolg gönnen. So wie es in der Innenstadt aber danach aussieht und Tage später noch übel riecht, geht nicht. Dem Zürifäscht machte die Stadt mit immer neuen Auflagen den Garaus, und hier? Ein Mittelweg wäre gut. Aber mit Mittelwegen bzw. Kompromissen tut sich Zürich schwer.

Nicole Barandun, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich